Ich unterscheide:

- das Tanz- Trommel Ereignis auf die „traditionelle“ Art


bei den Malinke und Sousou in Guinea / Westafrika

Dialabang Tanz der Frauen Guinea

In der Regel treffen sich Trommler zum spielen, wenn es ein Ereignis gibt, bei dem getanzt werden soll. Das kann eine Taufe sein, eine Hochzeit, oder die Feier nach einer guten Ernte oder nach getaner Arbeit. Daneben gibt es über Masken personifizierte Geister/Kräfte, die auch oft von Trommlern begleitet werden.

Kunden Baro Guinea

Es gibt ausserdem einige spezielle Ereignisse, die nicht so schnell erklärt werden können, da ihre Ursache und Funktion tief in der Kultur verankert sind - die man gut kennen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen. Zu diesen Ereignissen zählen:

Dununba - Der "Tanz der starken/unerschrockenen Männer" Ein spezielles Tanz-Ereignis von und für spezielle Männer (Barrati), ca 5 mal pro Jahr.

Konkoba - nach erledigter Feldarbeit, oder
Kassa - musikalisch unterstützte Feldarbeit (na ja, das ist jetzt ein bisschen sehr oberflächlich, aber das ist eine andere Geschichte). Mansa Camio unterscheidet inzwischen Kassa (das ursprüngliche Ereignis mit allem Drum und Dran), Kassa-Foli (wenn hauptsächlich die Musik gespielt wird) und Kassa Don (wenn die Musik, die eigentlich für Kassa vorgesehen ist, als Tanzmusik benutzt wird.

Lassen wir die Maskentänze mal links liegen, funktionieren die meisten Tanzereignisse ungefähr so:

Die Menschen versammeln sich auf einem Platz (für Dununba ist das der "Barra", für Hochzeiten, Taufen oder andere Gelegenheitemn kann das der Hof zwischen oder der Platz vor den Hütten sein), wobei sie eine Fläche in der Mitte frei lassen (die Tanzfläche). Griots / Jeli / Djeli (die Sänger Westafrikas), gestalten den Festablauf, halten Reden, rezitieren oder singen Lieder, die von einigen Frauen und Mädchen mitgetragen werden (meist im Strophe - Refrain Verfahren). Die Griot beginnt ein Lied, die Trommeln nehmen den Rhythmus auf. Sobald jemand in die freie Fläche springt und tanzt, erhöhen die Trommler das Enegieniveau (echauffement - franz. Erwärmung), wobei Sangbañ, Dununba und der Solist spezielle Figuren für dieses Ereignis haben. Wann Schluss ist - oft nach einigen Sekunden - ergibt sich idealerweise aus einer Übereinstimmung zwischen Trommler und Tänzer. Die Tanzschritte sind oft einfach, und es geht wohl hauptsächlich um dei Freude an der Bewegung, und natürlich um sich zu zeigen.

Das allerdings ist ganz vordergründig beim Dununba („Tanz der starken Männer“).

Baro Doundounba Mansa Camio

Die Männer sind gruppiert und haben oft einen Anführer, der sie mit verschiedenen Schritten quer über den Tanzplatz (Barra*) führt. Die Trommler gestalten dies mit, und der Solist hat in der Regel für bestimmte Schritte bestimmte Spielfiguren. Hier ist es aber oft die Sangbañ, die den Schluss einer Figur einleitet. Allmählich löst sich die grosse Gruppe in kleinere Gruppen auf und schliesslich zeigen Einzelne Tänzer, was sie draufhaben, und sie sind wahre Artisten. Dununba selbst ist ein gesellschaftliches Ereignis, das sehr tief in die Kultur der Malinke* in Gberedou* eingebettet ist. Früher ging es noch um ganz andere Sachen dabei, als heutzutage, aber auch nur der Versuch einer einigermassen vernünftigen Beschreibung, würde den Rahmen dieses Textes sprengen.

Gehen die Männer für eine Woche hinaus aufs Feld, werden sie hoffentlich von Trommlern begleitet, die dafür sorgen, dass die Arbeitsmoral nicht abfällt. Hier geht es wiederum um die Energie, nicht um virtuoses Spiel.

auf der anderen Seite steht dann:

- Kultur repräsentierende und kommerzielle Tanz- Trommel Formationen, Ballett genannt.



Probe des Nationalballets in Conakry

Hier geht es darum, eine bühnentaugliche Show auf die Beine zu stellen. Hier geht es darum nicht dasselbe zu machen, wie die anderen. Hier geht es darum virtuos, phantasievoll und besonders zu sein. Alles Können und Wissen wird in einen grossen Topf geworfen, und man fischt das, was man braucht wieder heraus, und stöpselt es so zusammen, wie es gebraucht wird. Das klingt vielleicht etwas zu ironisch. Ich möchte nicht die Leistungen solcher Formationen herabwürdigen. Ganz im Gegenteil. Ich hab Veranstaltungen gesehen und gehört, die atemberaubend waren. Warum ich diese Unterscheidung hier mache liegt daran, dass wir uns bewusst darüber werden sollten, von wem, und was wir lernen, wenn wir diese Musik studieren. Es macht einfach einen grossen Unterschied, ob wir von einem Dorftrommler lernen, oder vom Spitzen Solisten eines Nationalballetts.

Wenn wir etwas über das traditionelle Eingebundensein der Musik erfahren wollen, sollten wir nicht den verstädterten Leistungs-Solisten aufsuchen, und wenn wir musikalische Akrobatik suchen, sollten wir nicht auf die Dörfer gehen. Nichts davon ist weniger oder mehr wert als da Andere. Aber lasst uns darauf achten nicht alles durcheinander zu würfeln.

P.S.

Die Entstehung der Balletts hat eigentlich einen kulturellen Hintergrund, der in die Zeit der Unabhängigkeitsbewegung zurückreicht. Seku Touré, der erste Präsident der Republik Guinea, hatte ein besonderes Interesse daran, die ursprüngliche Kultur seines Landes wieder zufinden, zu pflegen, und sie der Welt zu präsentieren. Er gründete damals das " Ballets africaines" , in welchem sich eigentlich das kulturelle Erbe aller afrikanischen Nationen finden sollte (Warum die anderen Ländern nicht mitspielten, das ist eine andere Geschichte). Natürlich suchte er für solch eine Präsentation nach Aussen, nur die besten Musiker und Tänzer. Diese wurden rekrutiert, während der regelmässigen Tourneen des Nationalballets durch Guinea selbst, in deren Verlauf die lokalen Ballets auf regionalen Festivals ihr Können zeigten. Zeigte sich hier ein besonderes Talent, wurde es mitgenommen. Da diese Talente meist noch sehr jung waren, brachte man auf diesem Wege nicht gerade die Kenner der Tradition in die Stadt. Selbst das Nationalballett hatte seine Probleme mit dem Konservieren der Kultur, aber vielleicht war ihnen das auch gar nicht bewusst.

All diese Informationen sind nur sehr grob, und können nur einen ungefähren Eindruck darüber vermitteln, wie weitgefächert die Djembe Landschaft in Westafrika ist. Ich beziehe mich hauptsächlich auf die Kultur der Malinké, und das auch nur beschränkt auf die Region "Hamanah", "G´beredou" und Faranah.

In Conakry sind die Feste ein buntes Gemisch von allem.

Fotos: Till Bommer, Klaus Kaiser
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