Baro - Das Dorf
Verlassen wir Conakry und die Küstenregion Richtung Nordosten, erreichen wir nach einigen hundert Kilometern das Kernland der Malinké Bevölkerung.
Nach ca. 600km befinden wir uns in der ehemaligen Hauptstadt der Region "Kouroussa". Die Region um Kouroussa herum nennen die Malinké "Hamanah" und die Region, die sich nach Osten hin anschliesst "Gberedou (G´beredou)". Menschen aus diesen zwei Regionen und aus "Faranah", das weiter südlich liegt, haben die Djembe Musik, wie sie sich gerade weltweit ausbreitet am nachhaltigsten beeinflusst.
Wir verlassen Kouroussa in östlicher Richtung und biegen nach knapp 30km von der Hauptroute ab.
Baro liegt in der Region Gberedou an der Grenze zu Hamanah. Der Name von Baro leitet sich ab von Schmieden aus der Gegend des heutigen Mali, die “ballu” genannt wurden. Die “ballu” wurden in den Kriegen der “Condé” , die aus Siguiri kamen, vertrieben. Die “Conde” sind auch noch heute eine der wichtigsten Familien in Baro. (Quelle: Mansa Camio)
Baro selbst scheint in einer sehr besonderen Ecke der Erde seinen Platz gefunden zu haben, denn nicht nur die Kombination aus See (Kuda) mit heiligem Wald (Bole) ist selten, sondern zusätzlich befindet sich ein Dorf weiter, sozusagen nebenan, die lebende Bibliothek der Malinke “Fadama” .
Baro ist ein Dorf - allerdings ein großes. Auch bleibt es nicht von den Auswirkungen, der Veränderungen, die im Land geschehen, unbeeinflusst. So mischt sich z.B. langsam die “moderne Bauweise” eckig mit der traditionellen Bauweise rund. Der alte Dorfkern mit seinen Höfen aus runden Lehmbauten, die dem Klima viel besser angepasst sind, als Steinhäuser mit Wellblechdach, ist noch weitestgehend erhalten.
Da fällt mir gerade ein: Als ich 1991 zum ersten Mal in Baro war, legte Mansa Camio gerade das Fundament für das erste eckige Steinhaus in Baro (voller Stolz). Inzwischen ist ihm bewusst, das die weissen Besucher lieber in den traditionell gebauten Hütten wohnen wollen, und hat auf seinem Workshopgelände auch wieder Rundhütten gebaut. Allerdings trügt der Schein. Die Bauweise ist zwar rund und sieht traditionell aus; der Baustoff ist auch noch derselbe, aber der Lehm wird nicht mehr auf ein Geflecht von Zweigen aufgetragen, sondern es werden Ziegel gebrannt, und die werden auch mit Zement vermauert. So ganz drehen sich die Uhren dann doch nicht mehr zurück.
Hier ist meine Lieblingshütte in Baro, aber Hand aufs Herz: Wohnen wollte ich dort nicht, Urlaub machen ja.......
Wir beginnen unseren Baro Aufenthalt mit einer Runde durch das Dorf zu den Mögöbalu - den wichtigen (grossen) Menschen.
Dieser Besuch ist sehr wichtig und angenehm für die Menschen hier, und auch für uns. Wir fühlen uns danach nicht mehr so sehr als Fremde, und werden auch nicht mehr ganz so behandelt. Es ist ein alter Brauch, der auch hier bereits in Vergessenheit gerät. Für die Alten im Dorf ist es ein ganz besonderes Ereignis, wenn gerade "Die fremden Weissen“ ihre eigenen Gebräuche wieder aufleben lassen.
Beim nächsten Fest kommen die Diagba
um uns zu begrüssen.
Das Leben funktioniert hier etwas anders, als in der Stadt - na klar. Auch die Kurse können nicht so straight durchgezogen werden. Stirbt jemand im Dorf, schweigen die Trommeln. Dann fällt jemandem ein, dass da oder dort ein Fest ist, und wir beschliessen, dorthin zu gehen/fahren. Oder, oder......
Ein absolutes Highlight für mich ist der Fluss "Niandang", der zwar nicht so viel Wasser führt, aber allemal zum entspannt Baden einlädt.
Wer noch etwas mehr über Baro und Mansa Camio wissen möchte, kann mal hier (http://www.sofoli.org) vorbeischauen. Eine Web-Seite zu den Trommel Reisen mit Mansa Camio nach Baro. Organisiert von Hans Freundshuber / Rabensang
Und wer es bis hier unten geschafft hat, bekommt das zu sehen: Viel Spass
Nach ca. 600km befinden wir uns in der ehemaligen Hauptstadt der Region "Kouroussa". Die Region um Kouroussa herum nennen die Malinké "Hamanah" und die Region, die sich nach Osten hin anschliesst "Gberedou (G´beredou)". Menschen aus diesen zwei Regionen und aus "Faranah", das weiter südlich liegt, haben die Djembe Musik, wie sie sich gerade weltweit ausbreitet am nachhaltigsten beeinflusst.
Wir verlassen Kouroussa in östlicher Richtung und biegen nach knapp 30km von der Hauptroute ab.
Baro liegt in der Region Gberedou an der Grenze zu Hamanah. Der Name von Baro leitet sich ab von Schmieden aus der Gegend des heutigen Mali, die “ballu” genannt wurden. Die “ballu” wurden in den Kriegen der “Condé” , die aus Siguiri kamen, vertrieben. Die “Conde” sind auch noch heute eine der wichtigsten Familien in Baro. (Quelle: Mansa Camio)
Baro selbst scheint in einer sehr besonderen Ecke der Erde seinen Platz gefunden zu haben, denn nicht nur die Kombination aus See (Kuda) mit heiligem Wald (Bole) ist selten, sondern zusätzlich befindet sich ein Dorf weiter, sozusagen nebenan, die lebende Bibliothek der Malinke “Fadama” .
Baro ist ein Dorf - allerdings ein großes. Auch bleibt es nicht von den Auswirkungen, der Veränderungen, die im Land geschehen, unbeeinflusst. So mischt sich z.B. langsam die “moderne Bauweise” eckig mit der traditionellen Bauweise rund. Der alte Dorfkern mit seinen Höfen aus runden Lehmbauten, die dem Klima viel besser angepasst sind, als Steinhäuser mit Wellblechdach, ist noch weitestgehend erhalten.
Da fällt mir gerade ein: Als ich 1991 zum ersten Mal in Baro war, legte Mansa Camio gerade das Fundament für das erste eckige Steinhaus in Baro (voller Stolz). Inzwischen ist ihm bewusst, das die weissen Besucher lieber in den traditionell gebauten Hütten wohnen wollen, und hat auf seinem Workshopgelände auch wieder Rundhütten gebaut. Allerdings trügt der Schein. Die Bauweise ist zwar rund und sieht traditionell aus; der Baustoff ist auch noch derselbe, aber der Lehm wird nicht mehr auf ein Geflecht von Zweigen aufgetragen, sondern es werden Ziegel gebrannt, und die werden auch mit Zement vermauert. So ganz drehen sich die Uhren dann doch nicht mehr zurück.
Hier ist meine Lieblingshütte in Baro, aber Hand aufs Herz: Wohnen wollte ich dort nicht, Urlaub machen ja.......
Wir beginnen unseren Baro Aufenthalt mit einer Runde durch das Dorf zu den Mögöbalu - den wichtigen (grossen) Menschen.
Dieser Besuch ist sehr wichtig und angenehm für die Menschen hier, und auch für uns. Wir fühlen uns danach nicht mehr so sehr als Fremde, und werden auch nicht mehr ganz so behandelt. Es ist ein alter Brauch, der auch hier bereits in Vergessenheit gerät. Für die Alten im Dorf ist es ein ganz besonderes Ereignis, wenn gerade "Die fremden Weissen“ ihre eigenen Gebräuche wieder aufleben lassen.
Beim nächsten Fest kommen die Diagba
um uns zu begrüssen.
Das Leben funktioniert hier etwas anders, als in der Stadt - na klar. Auch die Kurse können nicht so straight durchgezogen werden. Stirbt jemand im Dorf, schweigen die Trommeln. Dann fällt jemandem ein, dass da oder dort ein Fest ist, und wir beschliessen, dorthin zu gehen/fahren. Oder, oder......
Ein absolutes Highlight für mich ist der Fluss "Niandang", der zwar nicht so viel Wasser führt, aber allemal zum entspannt Baden einlädt.
Wer noch etwas mehr über Baro und Mansa Camio wissen möchte, kann mal hier (http://www.sofoli.org) vorbeischauen. Eine Web-Seite zu den Trommel Reisen mit Mansa Camio nach Baro. Organisiert von Hans Freundshuber / Rabensang
Und wer es bis hier unten geschafft hat, bekommt das zu sehen: Viel Spass
Barra
Es ist der Festplatz eines Dorfes und lag, im Falle von Baro, ursprünglich außerhalb des Dorfes, um die Bewohner nicht dem Lärm auszusetzten. Nach und nach bauten die Menschen immer näher an den Barra heran, bis er eines Tages in der Mitte des Dorfes lag.
Der Platz für den Barra wird so ausgesucht, daß er energetisch gut für einen Festplatz geeignet ist. Ist der Platz für den Barra gefunden, wird in der Mitte des Platzes ein Formagier oder Kapok-Baum gepflanzt, der auch für den Schatten zuständig. Zusätzlich hatte der Barra noch einen Platz mit einem Stein und einer, in die Erde gepflanzten Astgabel. Auf dem Stein wurden die Menschen , die eines Vergehens beschuldigt waren ausgefragt (Tribunal), und im Falle einer Verurteilung an die Astgabel gefesselt und so öffentlich ihrer Taten zur Schau gestellt (Pranger). Dieser Platz heißt (möllo balli jyri) der Platz der Verbrecher (unhöfliche Leute Astgabel)
Es ist der Festplatz eines Dorfes und lag, im Falle von Baro, ursprünglich außerhalb des Dorfes, um die Bewohner nicht dem Lärm auszusetzten. Nach und nach bauten die Menschen immer näher an den Barra heran, bis er eines Tages in der Mitte des Dorfes lag.
Der Platz für den Barra wird so ausgesucht, daß er energetisch gut für einen Festplatz geeignet ist. Ist der Platz für den Barra gefunden, wird in der Mitte des Platzes ein Formagier oder Kapok-Baum gepflanzt, der auch für den Schatten zuständig. Zusätzlich hatte der Barra noch einen Platz mit einem Stein und einer, in die Erde gepflanzten Astgabel. Auf dem Stein wurden die Menschen , die eines Vergehens beschuldigt waren ausgefragt (Tribunal), und im Falle einer Verurteilung an die Astgabel gefesselt und so öffentlich ihrer Taten zur Schau gestellt (Pranger). Dieser Platz heißt (möllo balli jyri) der Platz der Verbrecher (unhöfliche Leute Astgabel)
Hier ein paar Auszüge aus den Aufzeichnungen eines Freundes, der Baro besuchte:
Ich schreibe bei Kerzenlicht, bin gesund und entspanne mich mehr und mehr. Das ist ein Dorf, wie aus einem Märchen. Rundhütten, Strohdächer, Strohzäune, kein Strom, Staub, Sand. Ich habe im Niandang gebadet, trotz Angst vor Krankheiten. Es war wundervoll. Der gemächliche Gang durchs Dorf, die langsam verlaufende Zeit, die trockenen Reisfelder, die Langhorn Rinder und die sengende Sonne.
Im wörtlichen Sinne, unzählige Kinder wollen einem alle die Hand schütteln. Viele Erwachsene auch. Die Begrüßungsformeln ähneln einem Gebet oder einer Meditation. Trotzdem auch Ruhe. Freundliche Gesichter überall.
Ein Doundounba-Fest. Das halbe Dorf, oder war es das ganze, ist auf den Beinen. Versammelt um einen gigantischen Baum. Nur fünf Trommler; später auch eine Sängerin mit Megaphon. Etwa 20 Männer tanzen. Obwohl ein Tanz der Stärke und Männlichkeit, sieht man lachende Gesichter. Die Stimmung ist gelöst und unproblematisch.
Die Tage in Baro waren unheimlich beeindruckend. Rundhütte um Rundhütte, Sandwege wie in Brandenburg, freundliche Gesichter, Baden im Niandang. Tatsächlich sind die Leute auf dem Land schüchtern und herzlich, die Kinder aufdringlich und ängstlich, und lassen einen schließlich doch in Ruhe. Ich bin das erste Mal alleine, auch in der Nacht, und mit großem Genuß durch die Straßen gegangen. Die Felder und Bäume haben mein Herz geöffnet und mir ein Gefühl von Heimweh gegeben. Abdruck mit freundlicher Genehmigung Till Bommer
Ich schreibe bei Kerzenlicht, bin gesund und entspanne mich mehr und mehr. Das ist ein Dorf, wie aus einem Märchen. Rundhütten, Strohdächer, Strohzäune, kein Strom, Staub, Sand. Ich habe im Niandang gebadet, trotz Angst vor Krankheiten. Es war wundervoll. Der gemächliche Gang durchs Dorf, die langsam verlaufende Zeit, die trockenen Reisfelder, die Langhorn Rinder und die sengende Sonne.
Im wörtlichen Sinne, unzählige Kinder wollen einem alle die Hand schütteln. Viele Erwachsene auch. Die Begrüßungsformeln ähneln einem Gebet oder einer Meditation. Trotzdem auch Ruhe. Freundliche Gesichter überall.
Ein Doundounba-Fest. Das halbe Dorf, oder war es das ganze, ist auf den Beinen. Versammelt um einen gigantischen Baum. Nur fünf Trommler; später auch eine Sängerin mit Megaphon. Etwa 20 Männer tanzen. Obwohl ein Tanz der Stärke und Männlichkeit, sieht man lachende Gesichter. Die Stimmung ist gelöst und unproblematisch.
Die Tage in Baro waren unheimlich beeindruckend. Rundhütte um Rundhütte, Sandwege wie in Brandenburg, freundliche Gesichter, Baden im Niandang. Tatsächlich sind die Leute auf dem Land schüchtern und herzlich, die Kinder aufdringlich und ängstlich, und lassen einen schließlich doch in Ruhe. Ich bin das erste Mal alleine, auch in der Nacht, und mit großem Genuß durch die Straßen gegangen. Die Felder und Bäume haben mein Herz geöffnet und mir ein Gefühl von Heimweh gegeben. Abdruck mit freundlicher Genehmigung Till Bommer